Rückblick 2023

Rückblick 2023

Schnapszahl, harte Eier und ein Jubiläum

[Autor: Jens Homberg]

Zum 22. Male wurde vom 12. – 14. Mai die Tonenburg im Weserbergland zum Sturm frei gegeben. Wie schon in den vergangenen Jahren hieß es bereits kurz nach Freischaltung der Anmeldung „Burg voll!“ und alle Quartiere waren schnell bis auf den letzten Platz vergeben. So trudelten dann bereits ab Donnerstag (11. Mai) die ersten Twinduristen ein und spätestens am Freitagabend war auf dem Burghof auch der letzte Stellplatz belegt. Der obligatorische Rundgang über den Hof vermittelte wieder einmal einen querschnittlichen Eindruck davon, was sich heutzutage alles in der Rubrik „Reiseenduro“ mit einem, zwei oder mehr Zylindern auf Deutschlands Straßen und Pisten tummelt. 

Genau auf diese machten sich die rund 180 Twinduristen am Samstag, als es wieder teamweise galt, das Weserbergland auf schmalen Straßen und Pfaden im Verlauf der traditionellen Roadbook-Rallye zu erkunden. Wer dann am Samstagabend auf der Siegerbühne stehen wollte, war am besten getreu der Formel „Podest = Grip + Grips“ unterwegs. Der Track des mit viel Akribie und einem guten Riecher für Kurven und Schotter vom Twinduro-Orgateam geschmiedeten Roadbooks führte durch im wahrsten Sinne des Wortes märchenhafte Gefilde, trugen sich doch im sagenhaften Reinhardswald etliche der wohlbekannten Märchen der Gebrüder Grimm zu. Diese und etliche mehr oder weniger ernst gemeinten Fragen zu Land und Leuten links und rechts der Strecke tauchten auch im Aufgabenbogen und den anzusteuernden Stationen vor und nach der Mittagsrast im hessischen Trendelburg auf. So trafen dann die meisten der 25 Teams mit zahlreichen neuen Erkenntnissen wieder auf der Burg ein und wussten nun u.a., dass Wolkenbrüche nicht nur nass, sondern als geologisches Phänomen auch tief unter die Erdoberfläche reichen können, aus Brunnen Babies sprudeln und im Laufe des Tracks dreimal Landesgrenzen überquert wurden. Auch die „Kochkünste“ der Roadbook-Teams waren im Laufe des Samstags gefragt. Nach dem Motto „Keine Roadbook-Rallye ohne Mitbringsel-Aufgabe“ wurden den Teams am Start mit der notwendigen Vorsicht rohe Eier in die Hand „gedrückt“. Diese galt es 1A-hartgekocht bei der Rückkehr wieder abzugeben, was unterwegs so manche Einheimische und die Gastronomie am Wegesrand zum spontanen Eierkochen nötigte, denn der schnelle Einkauf fertig gekochter Eier schied aufgrund der Markierung der Eier mit „Original-Twinduro-Stempeln“ aus. 

Wenngleich sich das Orgateam jedes Jahr reichlich Mühe gibt, nicht von unzufriedenen Twinduristen „zerlegt“ zu werden – an Station 2 geschah genau das gleich 25 Mal! Zum Glück jedoch nur, um das zerlegte Puzzle-Foto des Orgateams anschließend wieder auf Zeit zusammenzusetzen. Die Zeit spielte auch an Station 1 eine wesentlich Rolle: je langsamer ein Teammitglied eine markierte Strecke per Enduro und ohne „Fußeln“ zurücklegte, desto mehr Zeit hatte das übrige Team, aus einer Liste mit vielen Märchen die herauszufinden, die auch wirklich aus der Feder der Gebr. Grimm entstammten. Während „Rapunzel“ ja ohnehin auf der nahe gelegenen Trendelburg residierte und „Dornröschen“ nur einen kurzen Zug am Gasgriff entfernt auf der Sababurg, war das mit der „Prinzessin auf der Erbse“ von H.-C. Andersen schon nicht mehr so leicht, während „Der Federweg“ und „Brückenstein“ letztlich doch der grobstolligen Phantasie des Orgateams entsprang.  

Das und vieles mehr fanden “Die 7 Zipfel” problemlos heraus und sicherten sich nach einem spannenden Stechen gegen die punktgleichen “Grundverwirrten” Platz 3 auf dem Siegerpodest. Den „Enduro-Susliks“ auf Platz 2 wurde offenbar nicht das Ziesel-Fell über die Ohren gezogen, während das Team „E36“ am eifrigsten punktete und den 1. Platz belegte. Zur Freude des Orgateams und als Hoffnungsschimmer für die Motorradbranche war auch in diesem Jahr erneut der Anteil der Twinduristen gestiegen, die nicht der Altersgruppe „60plus“ oder der Kategorie „Silberrücken“ zuzuordnen sind. So waren nicht nur immer mehr Söhne und Töchter der „Alt-Twinduristen“ auf den eigenen zwei Rädern mit dabei. „U30“ war auch insgesamt beachtlich vertreten und signalisierte damit, dass das Twinduro-Konzept auch für die Zukunft gut aufgestellt ist – zumal die „Rookies“ den „Oldies“ auf der Roadbook-Rallye beeindruckend vorführten, dass man sich auch beim ersten Mal auf der Burg ganz oben platzieren kann. 

Dass sich alle Twinduristen-Generationen gleichermaßen sauwohl auf der Tonenburg fühlten, war wieder in bester Manier dem bewährten Team um die “Burgleute” Gesine Kramer und Pete Mackenroth zu verdanken, die im April mit zahlreichen “Getreuen” Ihre 10-jährige “Regentschaft” auf der Burg feierten und bei der Gelegenheit auch das Twinduro-Orgateam vernascht haben – zumindest als Gruppenbild in Tortenform. Lecker geschmaust werden konnte auch nach Rückkehr von der Roadbook-Rallye am reichhaltigen Grill-Büffet, welches dem schmackhaften Speisenrepertoire des Küchenteams mal wieder das Krönchen aufsetzte.  

Nach der Ehrung der siegreichen Teams und mit Speis und Trank wohlgestärkt, nahm dann der mit 900 Kilometern am weitesten angereiste Teilnehmer des Treffens die Twinduristen mit auf eine noch längere Reise: Mit beeindruckenden Bildern und charmantem Wiener Dialekt berichtete Motorrad-Weltenbummler Klaus Hübner von seiner außergewöhnlichen Reise von Österreich in die Mongolei, um dort der Familie seiner Frau einen Besuch abzustatten, wobei besonders die Rückreise dank seiner sich langsam in ihre Bestandteile auflösenden treuen Transalp zum echten Abenteuer geriet.

Weserbergland und Twinduro-Treffen liegen jedoch zum Glück mitten in Deutschland und sind am 3.–5. Mai 2024 wieder bestens erreichbar. Dann können nämlich die Twinduristen die Tonenburg zum 23. Male erstürmen.  

Der Bericht erschien auch im TOURENFAHRER 8/23 unter dem Titel: "Roadbook-Rallye im Weserbergland" 

Bilder “Orgateam” (externe Links)

Bilder/Videos “Teilnehmer” (externe Links)

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